Vom Westufer des Sees bei Kilometer 105 bis zur Hütte Innajuattoq II.
Sehr erfolgreich ging auf der Tour unser Konzept der Energieversorgung auf. Alle auf der Wanderung verwendeten Geräte lassen sich über den USB-Anschluss laden. Kamera, GPS, Taschenlampe und Telefon (Offline). Ja, auch das Telefon. Auf der Strecke gibt es wirklich keinen Empfang. Doch diente uns das Telefon während des Wanderns als Zeitmessinstrument. Wir stellten vor Antritt der Wanderung die Laufzeit auf 45 min ein. Die Pause regelte das Telefon mit den eingestellten 15 min.
Das oben dargestellte Solarmodul vertreibt die Firma SIStech.com. Ich habe mich für dieses Solarmodul entschieden, weil es dünn, leicht und faltbar ist. Auch ein Verdrehen macht dem Solarmodul nichts aus. Der dazugehörige Akkupack lädt, sobald die Mindestspannung (ca. 3 V) erreicht ist. Der Akkupack ist stoßfest und spritzwassergeschützt.
Information:
Firma: SIStech.com
Link: https://www.sistech.com/
Solarmodul:
Typ: SOLARFLEX 18 V / 20 W (SF-18V-20W)
Akkupack:
Typ: POWERTANK XL-34S
Bereits mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen verrichtete der Energiespeicher seine Arbeit.
Um den Tagesablauf weitestgehend gleich zu halten, stellten wir uns ab sofort eine morgendliche Weckzeit. Das Telefon unterbrach unseren Erholungsschlaf. Auf der Tour stellten wir fest, dass wir immer später aufgestanden sind. Das konnte so nicht weitergehen. Schließlich hatten wir nicht vor, irgendwann auch nachts zu wandern.
Was gibt es schönes morgens mitten im Nirgendwo eine frisch gebrühte Tasse Kaffee zu trinken? Sicher! Aber zugegeben, die Liste wäre kurz.
Wir nutzten löslichen Kaffee. Grund dieser Entscheidung zum löslichen Kaffee war, weil es keine Rückstände nach dem Trinken gibt. Die Tassen lassen sich nach Gebrauch besser reinigen.
Den Blick über den wolkenlosen Himmel schweifen lassen und eine Tasse mit dampfenden Kaffee in der Hand zu halten, verrät mir, dass es heute wieder ein schöner Tag wird.
Nach dem Frühstück packen wir das Zelt und die Rücksäcke. Ein letzter Blick auf unsere Zeltstelle, dann den Rucksack schultern und weiter geht es auf dem Arctic Circle Trail.
Wieder belohnt uns der Trail mit atemberaubenden Weitblick über eine grandiose Landschaft. Die Luft ist klar und die Temperaturen sind mild. Zur Mittagszeit steigen die Temperaturen, dass ich die Strecke nur noch mit T-Shirt laufen möchte. Wegen der hohen Sonneneinstrahlung entscheide ich mich für einen dünnen Pullover. Der schützt vor Sonne und hält den leicht kühlen Wind ab.
Während den Pausen nutze ich die Gelegenheit und suche nach mir nicht bekannten Gewächsen. Hin und wieder gelingt es mir, meine Funde mit Hilfe der Kamera festzuhalten.
Die Landschaft ist weitestgehend trocken. Nach Berichten anderer Wanderer fiel seit sieben Wochen kein Regen mehr. Teile der Flüsse sind versiegt. Der Boden ist knochentrocken. Wir können problemlos die Flussbetten überqueren ohne anschließend mit nassen Füßen rechnen zu müssen.
Vor uns liegt eine sumpfige Strecke. Das beschreibt zumindest unser Wanderführer im Buch. Aufgrund der herrschenden Trockenheit sind wir zuversichtlich, dass nasse Füße auf der Strecke ausbleiben. In einer Stunde sind wir schlauer.
Die Füße blieben trocken. Der Sumpf ist absolut trocken. Das kniehohe Gestrüpp knistert vor Trockenheit beim Durchgehen.
Vor uns liegt die Hütte Innajuattoq II. Sie ist noch nicht alt und hat eine traumhafte Lage gegenüber der alten aber noch vorhandenen Hütte Innajuattoq I. Wir entscheiden uns für den traumhaften Blick über das Wasser. Der Wind frischt auf, es wird kalt. Wir schleppen uns geradlinig auf unsere heutige Unterkunft, Hütte Innajuattoq II, zu.
Die Hütte teilt sich in zwei fast gleich große Räume auf. Im Schlafraum stehen fünf Doppelstock-Betten. Alle sind mit Matratzen ausgestattet. Der zweite Raum hat eine gemütliche Sitzecke, auf der zwei Wanderer ohne Probleme über Eck schlafen können. Gegenüber der Sitzecke befindet sich am Fenster ein Tisch mit zwei Sitzbänken. In der anderen Ecke befindet sich die Küche. Hier gibt es auch einen feuerfesten Platz, um seinen eigenen Brenner betreiben zu können. Direkt daneben befindet sich eine Spüle. Am Eingang der Hütte gibt es auch ein WC mit einer Chemietoilette. Wir finden, dies ist zur Zeit die schönste Hütte auf der Strecke.
Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Die Luft ist kalt, was ich nicht als störend empfinde. Nach einer erholsamen Nacht prüften wir unseren Zeitplan und unser Proviant. Alles im grünen Bereich. Die Vorräte reichen und in der geplanten Zeit liegen wir einen Tag im Voraus. Die Hütte mit ihrer unschlagbaren Aussicht macht es uns schwer heute die nächste Etappe zu beginnen. Wir entschließen uns, einen Tag an diesem wunderschönen Ort zu bleiben.
Den Tag ohne Rucksack nutze ich, um das Hüttenbuch zu studieren. Das Buch ist bereits mehrere Jahre alt. Viele Wanderer schrieben ihre Gedanken und Erlebnisse hinein. Ein Wanderer berichtete, dass er die Tour hin und zurück gewandert ist. Nach seiner Aufzeichnung startete er in Kangerlussaq, wanderte den Arctic Circle Trail nach Sisimiut, um danach wieder den Trail zurück nach Kangerlussag zu gehen. Das sind beachtliche 2x 180 km. Respekt.
Zur Mittagszeit sitze ich draußen am Ufer des See’s. Es ist nahezu windstill. Ich genieße die Sonne und diese ohrenbetäubende Stille. Die Auszeit für einen Tag genieße ich in vollen Zügen.
Ich beobachte kleine Fische im See. Um im Wasser eine Runde zu schwimmen, ist es mir zu kalt. Das Wasser ist unglaublich klar, so dass ich aus trockener Umgebung die Unterwasserwelt weiter beobachte.
Abends nutze ich die Gelegenheit und erkunde ein kleines Stück der morgigen Strecke. An einem Ablauf des See’s suche ich einen möglichen Weg der Überquerung.
Der Tag neigt sich dem Ende. Morgen beginnt für uns ein weiteres Abenteuer auf dem Arctic Circle Trail.